Urteil des Bundesgerichts vom 26. Mai 2023 (5A_955/2022), zur amtlichen Publikation vorgesehen
Gegenseitige Näherbaurechte und kantonale Vorschriften zum Gebäudeabstand – ein Spannungsverhältnis
Näherbaurechte können nur im Rahmen des (kantonalen) öffentlich-rechtlichen Baurechts vereinbart werden. Öffentlich-rechtliche Gebäudeabstände können daher die beidseitige Umsetzung eines gegenseitigen Näherbaurechts ausschliessen. Bei einer allfälligen Kollision profitiert der Erstbauende – wie das Bundesgericht ausführt – grundsätzlich uneingeschränkt vom Abstandsprivileg. Unter Vorbehalt besonderer Abreden oder Umstände kann jene Partei, die einstweilen nicht baut, das Bauprojekt des Erstbauenden nicht verhindern, selbst wenn sie später wegen der öffentlich-rechtlichen Gebäudeabstandsvorschriften ihr Näherbaurecht nicht ausüben kann.
Les droits de construction rapprochée (servitudes de distance à la limite; Näherbaurechte) ne peuvent valoir que dans les limites de ce qui est admissible en droit public (cantonal). Or, le respect de ce dernier peut impliquer qu’un droit de construction rapprochée contracté entre deux parties de manière réciproque ne puisse pas…